Das Centre Français in der Müllerstraße ist ein Ort der Kultur. Sprachkurse, ein Bistro und der große Kinosaal verbreiten französisches Flair in Reinickendorf und erinnern an den jahrelangen Einfluss der Franzosen im Berliner Norden. Den rund 160 Besuchern, die am 29. März 2017 in den Kinosaal strömten, ging es aber weniger um die Kultur des westlichen Nachbarn als um die städtebauliche Zukunft des Flughafens Tegel und seiner Umgebung. Mit seiner geplanten Schließung entstehen in den umliegenden Kiezen neue Herausforderungen – etwa bei der sozialen Infrastruktur, den Verkehrsverbindungen oder der Ausstattung mit Grün-, Sport- und Freizeitflächen. Um auf diesen Wandel gut vorbereitet zu sein und die Wohnqualität in den Wohnquartieren rund um das Flughafengelände zu verbessern, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen 2016 die Entwicklung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) initiiert. Der unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entstandene Maßnahmenkatalog wurde am 29. März im großen Kinosaal des Centre Francais vorgestellt.
„GROSSER PARTIZIPATIONSPROZESS MIT HERZBLUT“
Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ließ sich auch von einer schweren Erkältung nicht von ihrer Teilnahme abhalten und begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich. Der Politik sei die Meinung der Bürgerinnen und Bürger „besonders wichtig, deshalb machen wir das ISEK“, betonte Regula Lüscher. Sie bedankte sich bei allen, die den ISEK-Prozess in den vergangenen Monaten „mit Herzblut“ begleitet und den entstandenen Maßnahmenkatalog damit zum „Resultat eines großen Partizipationsprozesses“ gemacht haben. Die konkreten Ergebnisse des on- und offline geführten Dialogs stellten anschließend die Stadtplanungsexperten von UmbauStadt und die raumplaner vor. Insgesamt 68 Vorschläge umfasst der Maßnahmenkatalog, die zukünftig in den Kiezen rund um das Flughafengelände für mehr Lebensqualität sorgen sollen. Im Gebiet der nördlichen Scharnweberstraße soll – neben vielen weiteren Maßnahmen – ein dringend benötigtes Hortgebäude neu geschaffen werden. Außerdem erhält die in die Jahre gekommene Stadtteilbibliothek einen modernen Neubau, um den gewachsenen Ansprüchen als soziales Zentrum gerecht zu werden. Rund um den Flughafensee wird vorgeschlagen in einem partizipativen Verfahren die verschiedenen Nutzungsformen zu untersuchen und Pläne zu entwickeln, wie der beliebte See auch in Zukunft möglichst vielen Anwohnern zugänglich gemacht werden kann. Und im Süden des Flughafengeländes soll den Anwohnern im Bezirk Charlottenburg ein besserer Zugang zum Freizeitraum Stadtheide ermöglicht werden.
ISEK ALS CHANCE FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IM BERLINER NORDEN
Nach der abschließenden Diskussion betonte Marius Helmuth-Paland vom Bezirksamt Reinickendorf die große Chance, die sich dem Bezirk Reinickendorf durch den ISEK-Prozess bietet. In den nächsten 10 bis 15 Jahren könnten dem Bezirk über 30 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln aus dem Bund-Länder-Förderprogramm Stadtumbau zur Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Im nächsten Schritt müssen die geplanten Maßnahmen zunächst vom Bezirksamt Reinickendorf und dann vom Berliner Senat beschlossen werden. Bevor es an die Umsetzung der einzelnen Projekte geht, ist dann aber die Bevölkerung nochmal gefragt. „Der Bezirk wird die Bürgerinnen und Bürger“, so Helmuth-Paland, „auch im weiteren Verfahren zur Partizipation einladen“, und betonte so die Bedeutung der Bürgerbeteiligung für die Berliner Stadtplanung.