Urbanisierung ist einer der zentralen Trends, der die kommenden Jahrzehnte nachhaltig beeinflussen wird. Heutzutage leben bereits mehr als 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten – auf gerade einmal 3 Prozent der Erdoberfläche. Städte verursachen 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und verbrauchen drei Viertel der natürlichen Ressourcen. Resultierende Herausforderungen in den Bereichen Demographie, Rohstoffknappheit und Klimawandel betreffen Städte rund um den Globus in besonderem Maße.
Dabei können wachsende Städte, wenn das Wachstum gut gesteuert wird, zu mehr Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit beitragen. In den meisten Teilen der Welt sind jedoch bislang hauptsächlich die negativen Folgen der Urbanisierung zu beobachten, insbesondere steigende soziale Ungerechtigkeit und erhöhte Umweltbelastung. Zersiedelung, die Bildung von Slums sowie der Mangel an Wohnungen und funktionierender Infrastruktur führen zunehmend zu „urbaner“ Spaltung.
BAUEN UND PLANEN VON STÄDTEN. FÜR ALLE.
Verarmte und infrastrukturell unterentwickelte urbane Siedlungen sind außerdem auch für die Unterversorgung ihrer Bewohner in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung verantwortlich. In Asien wachsen Städte so schnell, dass die größten unter ihnen schon heute sog. Mega-Regionen oder urbane Korridore bilden. Die Überwindung der urbanen Spaltung wurde auf der Smart City EXPO entsprechend als eine der zentralen Herausforderungen gesehen: für Städte muss ein neues Wachstumsparadigma angestrebt werden, welches die Rechte und Chancen aller StadtbewohnerInnen stärkt.
Wie können nachhaltige Entwicklung und Urbanisierung verbunden werden? Auf die Suche nach Antworten konzentrierten sich sowohl der Ausstellungsbereich der Messe also auch die angeschlossene Konferenz. Der Bestseller-Autor Parag Khanna argumentierte in seiner Keynote „Why we need more connected cities“, dass für mehr Chancengleichheit in die Infrastruktur und Vernetzung von Städten investiert werden müsse. Nur so könne Wissen der Stadtbevölkerung bestmöglich zugänglich gemacht und darüber hinaus garantiert werden, dass Städte in Zukunft als Knotenpunkte gewinnbringend für Menschen fungieren: für Güter und Dienstleistungen, Finanztransaktionen, Datenströme und Kreativität.
Kent Larson vom MIT in Boston betonte die wichtige Rolle, die Städten im Kontext erfolgreicher nachhaltiger Entwicklung zukommt und präsentierte von seiner Forschungsgruppe am MIT MediaLab entwickelte Maßnahmen für die „Städte der Zukunft“. Die Projekte CityScope, Persuasive Electric Vehicle (PEV) und CityHome sollen dazu beitragen, dass Städte unternehmerisch („entrepreneurial“), hochleistungsfähig („high-performance“) und lebenswert („liveable“) werden.
STÄDTE: DIE NEUEN KRAFTZENTREN DER INNOVATION
Neue Ideen und Produkte entstehen vor allem in Städten. Und Innovation ist Hauptantrieb für wirtschaftliches Wachstum. Doch wie können Städte als innovative Standorte dabei helfen, die wichtigsten Zukunftsfragen zu beantworten? Wie können Städte zu Inkubatoren und Living Labs werden, wo der Mensch im Zentrum der Innovationssuche steht? Ein Ansatzpunkt in Barcelona: Lokale Stakeholder und Verwaltungen müssen Ideenströme fördern und Wissenstransfer erleichtern.
Kate Daly von der NYC Economic Development Corporation ist Vorsitzende des Center for Urban Innovation. Sie stellte vor, wie ihr Team durch Multidisziplinarität über verschiedene Industriesektoren hinweg als Katalysator für Technologie-orientierte, innovative und nachhaltige Wirtschaftsförderung wirkt. David Belt vom New Lab im Brooklyn Navy Yard erklärte, wie innovative Geschäftsmodelle Dynamiken in der Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteuren generieren können, die dann wiederum nachhaltige urbane Wertschöpfungsketten anschieben.
IF YOU START ME UP, I’LL NEVER STOP: WACHSTUMSMÖGLICHKEITEN FÜR JUNGUNTERNEHMEN
Startups versuchen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen die Smart City Industrie aufzumischen und zu revolutionieren. Dr. Philipp Bouteiller, CEO der Tegel Projekt GmbH, stellte das Projekt „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ vor. Ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien, der auf einem ehemaligen Flughafengelände in Berlin entstehen wird. Auf dem High-Tech Campus im Herzen des Areals ist ein Start-Up Hub für Technologie-orientierte Unternehmen geplant. Hier können sich Start-Ups mit Wissenschaft, Forschung und Industrie vernetzen. Die Urban Tech Republic spielt eine wichtige Rolle in der Re-industrialisierung des Standortes Berlin, insbesondere im Bereich Internet der Dinge und urbaner Produktion.
Die Konferenz schloss mit den 4YFN Awards 2016 Smart City Edition ab. Der Award zeichnet Startups aus, die mobile Lösungen mit großem Wirkungspotential für das Stadtleben von morgen anbieten. Philipp Bouteiller, der auch Mitglied der Jury war, freute sich über die Möglichkeit für die jungen Unternehmen, sich auf einer Plattform auf der Messe – und somit im selben Forum wie die Technologiegrößen Cisco, SAP und Microsoft – präsentieren zu können.